Quellenmaterial

Dräseke als Maurer

Von der Reinigung des Herzens

DräsekeDas Eine hat zahlreiche Namen, die Erfahrungen und Praktiken der Mystiker dieser Welt hingegen ähneln sich doch sehr. Wie ein islamischer Sufi empfahl Johann Heinrich Bernhard Dräseke (1774–1849), von November 1814 bis 1832 dritter Prediger der St. Ansgarii Gemeinde, den Besuchern seines Gottesdienstes mit täglichen Gebeten und Andachtsübungen ihr Herz zu reinigen, bis Christus im »wiedergebohrene(n) Gemüth« in ihnen »lebet und wirket«. [1] Ein nicht unbedeutendes Instrument zur Läuterung des Individuums, zur Beförderung christlicher Humanität ist Dräseke die Freimaurerei. Den Orden versteht er als »nur vorbereitend wie sein Schutzpatron Johannes, als Wegbereiter, als Zuchtmeister auf Christum«. Damit aber überrage die kleine Schwester der Kirche »alle anderen Menschenbildungsanstalten«. [2]

Wie wichtig Dräseke, der 1809 in der Lübecker Loge Zum Füllhorn aufgenommen wurde und 1815 sich der Bremer Loge Zum Ölzweig anschloss, diese Einsicht war, lässt sich schon daran erkennen, dass er der letzteren – seit 1824 als deputierter Meister und seit 1826 als wirklicher Logenmeister – bis 1829 vorsaß. Vor allem aus diesen Amtsjahren dürfte die Mehrheit der Festreden und Predigten Dräsekes auf Logenveranstaltungen stammen, die August Wilhelm Müller in seiner Sammlung zum Druck brachte – hatte Dräseke doch nach seiner Berufung zum Bischof von Magdeburg 1832 keine Gelegenheit mehr, am Logenleben teilzunehmen. Damit ist diese Sammlung nicht nur hinsichtlich der Geschichte der Freimaurerei, sondern ebenso für die bremische Kultur- und Religionsgeschichte von erheblichem Interesse.

[1] Johann Heinrich Bernhard Dräseke: Predigten über freigewählte Abschnitte der heiligen Schrift in der zweiten Hälfte des Jahres 1816 gehalten von Johann Heinrich Bernhard Dräseke. Bremen: Westphal o.J., 298, 255.

[2] Johann Heinrich Bernhard Dräseke: Der Bischof Dr. Dräseke als Maurer: eine Sammlung seiner Vorträge und Festreden in der Loge. Hg. von August Wilhelm Müller. Magdeburg: Heinrichshofen 1852, Vorwort des Herausgebers, xix–xx.

Hinzugefügt am 7. April 2008 | Frank