Quellenmaterial

Gottfried Menkens Biografie

Ein Evangelikaler schreibt über einen Evangelikalen

MenkenAuf Google Books finden wir die zweibändige Biografie des sympathischen Bremer Apokalyptikers Gottfried Menken (1768–1831) von Carl Hermann Gildemeister. [1] Hier schreibt ein Evangelikaler über einen Evangelikalen. Und so erfahren wir einiges über den jugendlichen Menken, in dessen Seele »manch innere(r) Sturm« toste, »bis das Höhere in seinem Herzen völlig den Sieg davon trug«: seine Renitenz gegenüber den rationalistischen Zumutungen seines Konfirmationslehrers, Prediger Conrad Heinrich Runge (1731–1792), seine frühzeitige Überwindung der Mystik, sowie seine Erkenntnis, dass die wörtlich zu nehmende Heilige Schrift, in der die Geschichte der Menschheit vorgezeichnet ist, und die persönliche Führung durch Jesus Christus der Weg der Erlösung sind.

Auch wenn es, angesichts der Omnipräsenz Johann Smidts (1773–1857) in der Bremer Geschichtsschreibung, geradezu erholsam anmutet, wenn dieser – immerhin Gegenspieler Menkens in der Auseinandersetzung um das Venerandum Ministerium – in beiden Bänden insgesamt nur drei mal kurz Erwähnung findet, deutet sich hier eine große Schwäche des Gildemeisterschen Werkes mehr als an. Ob Menkens schon nach kurzer Zeit gescheiterte Ehe oder das Ausbleiben des Anbruchs des Reiches Gottes nach der Niederwerfung des Antichristen Napoleon – zentrale Konflikte und Widersprüche im Leben Menkens werden in dieser Biografie, wenn nicht unter den Tisch gekehrt, so nur angedeutet. Lesenswert bleibt das Werk dennoch, da es detailreich einen Überblick über Freunde, Mitstreiter und Lebensstationen, über Menken und sein Werk gibt und mit dem angehängten Apparat den Einstieg in dessen Predigten und Schriften, deren Lektüre die Biografie nicht ersetzen kann, erheblich erleichtert.

[1] Carl Hermann Gildemeister: Leben und Wirken des Dr. Gottfried Menken: weiland Pastor Primarius zu St. Martini in Bremen. 2 Bde. Bremen: Müller 1860.

Hinzugefügt am 5. April 2008 | Frank